Donnerstag, 12. August 2021

Die Giebelverbretterung – Rekonstruktion nach Befund

Glücksfall - dieser Eichenstamm will zu Giebelbrettern zersägt werden

Pastors Hus hatte einen verbretterten Giebel. Das war schon vor fast 20 Jahren das Ergebnis der bauhistorischen Untersuchung. Und dieser Befund muss nun umgesetzt werden, was doch mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist. Hauptproblem: wo kommt das Holz her im richtigen Format?

Der Befund

Schon bei den baugeschichtlichen Untersuchungen im Jahr 2002 wurden die Nagelspuren der alten Giebelverbretterung entdeckt. Die rostigen Reste der geschmiedeten Nägel mit denen die Verbretterung angenagelt war, waren noch in der Giebelschwelle erkennbar. Und wo zwei Bretter zusammenkamen waren deutliche Verwitterungsspuren zu sehen zwischen zwei Nägeln. Beim Nachmessen ergaben sich Brettbreiten von 60 cm. Ein noch herausstehender Schmiedenagel der ursprünglichen Verbretterung ergab eindeutig eine Brettdicke von 45 mm. Breite und Dicke der Bretter ist identisch mit den originalen noch vorhandenen Deckenbohlen von 1535.

Die Nagelspuren an der Giebelschwelle, hier weiß markiert,
verraten die ursprünglichen Breiten der Giebelbretter

Die nachgewiesenen Breiten der Giebelbretter verdeutlichen noch einmal
die hochwertige Qualität dieses außergewöhnlichen Gebäudes aus dem Jahr 1535

An originalen Bauteilen entdeckte – für die Zeit typische –
Schmiedenägel die uns die Maße verschiedener Bauteile verraten:
links für die Andreaskreuzverstrebungen zwischen den Sparren,
Mitte für die Dachlatte, und rechts für die Giebelverbretterung.

Das Holz:

Für die Wiederherstellung der Giebelverbretterung nach Befund werden also ca. 60 cm breite Eichenbretter benötigt. Wie es der Zufall so will, lag in der alten Martfelder Sägerei ein mehr als 70 cm dicker , 4 m langer Eichenstamm, gewachsen in der Region – ideal um daraus die Giebelbretter für Pastors Hus zu sägen.
Zimmermann und Stammbesitzer wurden sich einig und so bekam das alte Horizontalgatter aus den 1920er Jahren noch einmal Arbeit. Am ende des Tages war der Stamm zu Brettern zerlegt.

mehr als 70 cm im Durchmesser – das passt …

… ideal für die Giebelverbretterung des Pastorenhauses.


gut geschmiert verrichtet das alte Horizontalgatter seinen Dienst

Brett für Brett verlässt die Säge

… und der Holzstapel wächst

feine Qualität

Die Rekonstruktion:

Das Dach ist inzwischen mit wiederverwendeten handgestrichenen Hohlpfannen eingedeckt.
Müssen nur noch die beiden Giebeldreiecke mit den Brettern des aufgesägten Eichenstammes geschlossen werden. Bei 4 m langen und 60 cm breiten Brettern ist das keine leichte Arbeit. Aber Tassilo Turner und seine Zimmerleute haben alles im Griff.

Fast fertig ist das straßenseitige Giebeldreieck

… noch ein letztes Kurses Brett

geschafft

sehr schön – die Holzfarbe wird sich natürlich verändern
und mit der Zeit der Bewitterung die silbergraue Patina annehmen

Um der Verbretterung einen dezenten Schmuck zu gönnen,
soll die Unterkante der Bretter mit diesem leicht herzustellenden Muster
(hier der Befund an einem Speicher von 1706) versehen werden, 

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